Große Herausforderungen für ungleiche Hemisphären

27. Mär 2020Thomas Weidauer
Große Herausforderungen für ungleiche Hemisphären


Jeder, der von AD(H)S betroffen ist, weiß, wie schwierig der Alltag schon mit einer festen Struktur sein kann. Wenn diese Struktur aber, wie gerade jetzt in Krisenzeiten mit einer weltweiten Virus-Pandemie, wegbricht, können das Leben und der Alltag zu einem Drahtseilakt werden.

Doch Sie können sich selbst und Ihren Kinder durch diese Zeit helfen, indem Sie ein paar (oder alle) unserer Tipps anwenden.

1. Stellen Sie klare Regeln auf

Mit AD(H)S sind Rituale, Regeln und eine klare Struktur enorm wichtig, und wenn dann noch Schule, Freunde und Freizeitaktivitäten wegfallen, ist ein neuer Tagesablauf mit fester Struktur eine echte Stütze.

2. Vermeiden Sie harte Strafen
Bei aller nötigen Struktur sind drakonische Strafen in Zeiten von „Hausarrest“ völlig unangemessen und nur wenig hilfreich. Erklären Sie Ihrem Kind stattdessen, was es falsch gemacht hat und lassen Sie ggf. sinnvolle Konsequenzen folgen.

3. Geben Sie Mitspracherecht bei der Tagesstruktur
Gerade jetzt, wenn Schule und der Gang zum Arbeitsplatz möglicherweise wegfallen, bietet sich eine schöne Gelegenheit, die Zeitfenster etwas lockerer zu nutzen und Ihr Kind auch mal mitreden zu lassen. Planen Sie schulische und sonstige Aktivität gemeinsam und berücksichtigen Sie die individuellen Stärken und Schwächen intensiver.

4. Umgebung anpassen
Vielen Betroffenen mit AD(H)S hilft eine möglichst reizarme und ablenkungsfreie Umgebung, um Hausaufgaben oder konzentriertes Arbeiten zu ermöglichen. In solchen Zeiten, wenn die Familie ungewohnt stark zusammenrückt, kann es für alle eine Erleichterung sein, neue Orte für vielleicht sogar gemeinsame Aufgaben zu schaffen. Ob einen Familienspieltisch oder eine Schreibtischkonstellation, an der Mama oder Papa mitsitzen können, kann eine schöne Abwechslung sein.

5. Positives Feedback
Natürlich können die Drähte schon mal heißlaufen, wenn man sich sehr lange Zeit sehr nah ist. Dennoch ist es wichtig, die positiven Dinge nicht aus den Augen zu verlieren und weiterhin mit positiven Verstärkungen zu arbeiten.

6. Draußen spielen
Leider hat nicht jeder einen eigenen Garten, aber bestimmt gibt es vor dem Haus oder im Hinterhof die Möglichkeit, sich etwas an der frischen Luft auszutoben. Eine Runde durch den Park macht auch Spaß.

7. Musik hören
Die Lieblingsmusik ist nicht nur ein toller Motivator, sondern hilft auch, die Entwicklung wichtiger kognitiver Fähigkeiten zu fördern. Musik und Tanz schulen Koordination, Wahrnehmung und Gedächtnis. Seien Sie doch einfach mal ausgelassen.

8. Kunstprojekte
Jede Art von Kreativität und „künstlerischem Austoben“ fördern die Fantasie und den Ideenreichtum. Außerdem können Kunstprojekte helfen, die Feinmotorik zu entwickeln und gemeinsame Zeit zu verschönern.

9. Ängste besprechen
Jeder Mensch reagiert anders auf schwierige Situationen, und Sorgen und Nöte machen auch vor Kindern nicht halt. Und wenn Kinder von AD(H)S betroffen sind, brauchen Sie möglicherweise besondere Unterstützung. Nehmen Sie die Sorgen Ihrer Kinder ernst und erklären Sie die Situation alters-, kind- und situationsgerecht.

10. Bildschirmzeit einschränken
Zeit vor dem Computer oder Handy legt soziale Fähigkeiten lahm und stört die zwischenmenschliche Kommunikation. Ohne Bildschirmzeit können die Kids ihre Fantasie spielen lassen und kreativ gegen Langeweile vorgehen.

11. Vorbild sein
Was für Ihr Kind gilt, sollte Sie nicht ausschließen. Kinder lernen durch Vorbilder, also achten Sie mal genau darauf, wie viel Zeit Sie eigentlich am Handy verbringen, wie oft Sie sich die Hände waschen und wie gelassen oder gestresst Sie mit der ganzen Situation umgehen.

12. Familienmahlzeiten priorisieren
Zeit zuhause ist eine tolle Gelegenheit, sich in der Küche zu versammeln und auf gemeinsame Mahlzeiten zu konzentrieren. Was sonst wegen Schule und Arbeit schwierig ist, kann jetzt als Chance gesehen werden, um Familienmahlzeiten zu planen, gemeinsam zu kochen und sich für jede Mahlzeit am Tisch zu versammeln.

Wie Sie es auch schaffen, Ihren Familienalltag an die jetzige Situation anzupassen, denken Sie daran, menschlich zu bleiben und immer wieder auch an sich selbst zu denken. Und bleiben Sie gesund!

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