Brain Balance Coaching: Interview mit Dr. Robert Melillo

20. Mär 2019Thomas Weidauer

Das Interview mit Dr. Robert Melillo, dem Entwickler der Brain Balance-Methode, ist in englischer Sprache. Nachfolgend haben wir einige Punkte auf Deutsch zusammengefasst.

F: Warum betrachten wir das Gehirn bei dieser Methode?
A: Es dreht sich alles um das Gehirn. Jeder Aspekt unseres Verhaltens, unserer Funktionen, unseres Lebens beginnt mit dem Gehirn und dem Nervensystem. Früher glaubte man, dass das Immunsystem, das Hormonsystem, das Verdauungssystem als unabhängige Einheiten funktionieren, die das Gehirn nicht brauchen.
Das stimmt in gewissem Maße, aber um optimal und gesund zu funktionieren, benötigen wir ein entwickeltes und integriertes Gehirn. Wenn es in der Entwicklung ein Ungleichgewicht im Gehirn gibt, kann die Regulierung der anderen Systeme aus dem Gleichgewicht geraten und Störungen bzw. Krankheiten folgen.

F: Wenn Sie über Ungleichgewicht sprechen, geht es dabei um die beiden Gehirnhälften?
A: Ja, anatomisch ist das Gehirn zu Beginn nicht spezialisiert, aber das ändert sich mit der Entwicklung. Die rechte Hemisphäre spezialisiert sich auf bestimmte Dinge, ebenso wie die linke. Das ist ein Vorteil, aber um gesund funktionieren zu können, müssen die Hälften miteinander verbunden sein. Alles, was wir tun, was wir können, ist immer eine Leistung beider Gehirnhälften, wie sie miteinander kommunizieren und zusammenarbeiten.

F: Wie würde sich ein Ungleichgewicht zeigen?
A: Es ist natürlich, dass wir alle etwas dominanter auf einer Seite sind, bestimmte Stärken und Schwächen haben. Wenn dieser Unterschied aber zu groß ist, können die beiden Hemisphären nicht mehr gut zusammenarbeiten. Die Seiten reifen unproportional und dieses Ungleichgewicht zeigt sich in sehr unterschiedlichen Ausprägungen. Auch wenn es also herausragende Fähigkeiten einer Seite geben kann, ist die andere Seite so unterentwickelt, dass z.B. Aufmerksamkeit ein Riesenproblem wird.
Wenn wir ein Ungleichgewicht korrigieren wollen, müssen wir uns immer um die zu wenig aktivierte, unterentwickelte Seite kümmern.

F: Welche Vorher-/Nachher-Effekte können erwartet werden?
A: Die ganze Familie einzubeziehen, ist wichtig und wir sehen nach dem Coaching immer auch eine Veränderung in der Familiensituation (zum Besseren). Das ist wichtig, denn beim Ausgleichen des Gehirns geht es immer auch um den Alltag, den Lebensstil, denn sonst stimulieren wir wieder ein Defizit. Dabei geht es um Bewegung, um Ernährung und vor allem auch um die Zeit, die Kinder vor einem Bildschirm verbringen.

F: Wie kann man Familien motivieren, Veränderungen durchzuführen?
A: Die meisten Familien kommen zu uns mit einem großen Leidensdruck, und sich zum Coaching zu motivieren, ist um ein Vielfaches einfacher als mit einer Störung zu leben. Die größten Risiken für Kinder, die auch als Erwachsene noch mit ADHS leben müssen, sind Drogenmissbrauch, Schulabbruch, Scheidung und Kriminalität. Das sollte Motivation genug sein. Dazu kommen noch enorme Kosten und Zeitaufwendungen für Therapien, Schülerhilfen und simple Alltagsaufgeben (Hausaufgaben, Aufräumen, Schlafengehen) etc. Anstatt das Coaching als Last zu sehen, kann es wunderbar zu einer Familienaktivität gemacht werden, so können auch die Väter und Geschwister einbezogen werden.

Was passiert bei einer Schwäche der linken Seite?
Das Gehirn baut sich vom einfachen zum komplexen hin auf, und wir müssen immer unten beginnen, bei den primitive Reflexen, Motorik-Entwicklung, Muskeltonus, Koordination, Augenbewegungen, Sensorikreize. Nur so können auch Schwächen der linken Seite, die sich in Lernschwierigkeiten (wie Dyslexie) zeigen, angesprochen werden. Wir müssen an der Wurzel beginnen, und bislang hat das noch niemand gemacht.

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