Diagnose ADHS - wie geht denn das?

07. Nov 2019Thomas Weidauer
Diagnose ADHS - wie geht denn das?

Was kann man bei Verdacht auf ADHS tun? Wie kann man eine Fehldiagnose verhindern?

Wie sich die Diagnose ADHS oder ADS auf den schulischen und familiären Alltag auswirkt, haben wir hier schon an mehreren Stellen angesprochen. Viele Eltern, die einen Verdacht auf eine Verhaltensstörung ihres Kindes haben, sind aber verunsichert, was sie tun sollen, wie sich die Probleme auf ihre Erziehungsmethoden auswirken und wie sie ihrem Kind und ihrer Familie helfen können. Sie wünschen sich verständlicherweise medizinische/therapeutische Hilfe und wählen zunächst den Gang zum Kinderarzt. Dieser wiederum schickt sie möglicherweise zu einem Fachkollegen, der auf ADHS spezialisiert ist oder zu einem Kinder- und Jugendpsychotherapeuten.

Laut der gängigen Diagnoseklassifikationen (ICD-10 und DSM-5) sind die Leitsymptome der hyperkinetischen Störung 1) Unaufmerksamkeit, 2) Hyperaktivität und 3) Impulsivität. Doch die Auswirkungen der Krankheit sind weitreichend, von einem schwierigen Familienalltag über gestörte soziale Beziehungsgestaltung bis hin zu ernsten, schulischen Schwierigkeiten.

Wie bei jeder Befunderhebung erfordert auch die Diagnose von ADHS umfangreiche Untersuchungen, Befragungen und apparative Testverfahren, um auf Nummer Sicher zu gehen. Diese möchten wir Ihnen hier kurz vorstellen:

Ärztliche Untersuchungen:
Zu den fachübergreifenden, körperlichen Untersuchungen des Kindes gehören die Überprüfung der Allgemeingesundheit, der Organe, des Bewegungsapparats (Motorik) und der Sinnesmodalitäten.

Befragungen:
Wichtig ist eine vollständige Anamnese mit früheren Erkrankungen des Kindes, prä-, peri- und postnatalen Schwierigkeiten, Krankheiten in der Familie und derzeitigen Beschwerden. Diese Informationen werden häufig mit Hilfe von ADHS-spezifischen Fragebögen und Gesprächen mit Bezugspersonen eingeholt.

Apparative/standardisierte/Labor-Tests:
Zu den apparativen Tests gehören unbedingt ein EEG (um hirnorganische/Anfallsleiden auszuschließen), ein EKG und im Bedarfsfall auch andere bildgebende Verfahren. Ergänzt werden diese durch standardisierte Tests, wie einen Intelligenztest, Tests von Teilleistungen (Rechnen, Lesen, Schreiben) und auch den QB-Test, der die drei Hauptfaktoren Impulsivität, Hyperaktivität und Aufmerksamkeit nicht-invasiv und computergestützt bewertet. Er gehört, wie der KiTAP, nicht zum Standard, wird dennoch von vielen Kinderärzten angeboten und genutzt.
Auch Blutuntersuchungen gehören zu den Standards.

Blick auf das Verhalten:
Elternfragebögen, Aussagen und Beurteilungen von dritten Personen, wie Verwandte, Freunde, Erzieher und Lehrer, und Verhaltensbeobachtungen während der Diagnosestellung können eine Verdachtsdiagnose im Zweifel erhärten.

Zugegeben, das hört sich nach einer Menge Tests an und wirkt zunächst einschüchternd, aber eine glückliche Kindheit, ein entspannter Familienalltag, coole Freundschaften und eine tolle Schulzeit sind die Mühe wert.

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